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Tagung: Betreuung von sterbenden Menschen in CIPAs und Pflegeheimen


Am 8. Mai 2015 lud das Familienministerium in Kooperation mit Omega 90 die Pflegedirektionen und Pflegedienstleitungen aller Alters- und Pflegeheime und der ambulanten Pflege zu einer Fachtagung im Hotel Parc Belle Vue in der Stadt Luxemburg ein.

Gut siebzig Personen waren der Einladung nachgekommen. Als Referent war Herr Dirk MÜLLER aus Berlin geladen, examinierter Altenpfleger Palliative Care, MAS in Palliative Care und Pionier der Palliativen Geriatrie, Koordinator des Netzwerkes Palliative Geriatrie und Berater der Bundesregierung, der sich seit mehreren Jahren in Deutschland und Österreich mit der Anwendung von Palliative Care bei alten Menschen befasst.

Auch in Luxemburg ist der Trend zu beobachten, dass die Menschen solange wie möglich zu Hause bleiben, das Eintrittsalter in die Institutionen wie auch die Pflegebedürftigkeit sich erhöht und die Verweildauer sich verkürzt. Das Konzept der Palliativen Geriatrie[1],[2] ist erstmals definiert worden von Prof. Dr. Dr. Marina KOJER[3], es gründet auf dem Konzept der „Palliative Care“ und wendet dieses spezifisch an bei hochbetagten, multimorbiden, und/oder dementen Patienten. Im Vordergrund stehen das Schmerz- und Symptommanagement und die Begleitung von psychischen, sozialen und spirituellen Problemen, mit dem Ziel, die größtmögliche Lebensqualität für die Patienten und ihre Angehörigen herzustellen.

Hochbetagte Menschen leiden oft an mehreren Erkrankungen und Symptomen gleichzeitig. Zudem kommt oft noch eine dementielle Störung hinzu. Diese Menschen können oftmals ihre Bedürfnisse nicht mehr verständlich formulieren weil sie krank, schwach, müde oder verwirrt sind. Hier bekommt die spezialisierte Anwendung von Palliative Care in Form der Palliativen Geriatrie in Medizin, Pflege und Sozialarbeit ihren Sinn.

In den vergangenen fünf Jahren haben aus allen Alters- und Pflegeheimen in Luxemburg mindestens 40 Prozent der Mitarbeiter der Pflege einen 40-stündigen Sensibilisierungskurs in Palliative Care absolviert. Einige Heime streben eine Schulung aller ihrer Mitarbeiter an. Hiermit soll gewährleistet werden, dass sterbende alte Menschen würdig und in Ruhe in der vertrauten Umgebung ihres Pflegeheimes sterben können und auf einen kurzfristigen Transport ins Krankenhaus vor ihrem Tod verzichtet werden kann.

Nach der Begrüßung von Herrn Pierre Biver, Regierungsrat im Familienministerium, stellte Marie-France Liefgen, beigeordnete Direktorin von Omega 90, eine Reihe von palliativen Projekten vor, die aus den Weiterbildungskursen Palliative Care hervorgegangen sind und in verschiedenen Einrichtungen eingeführt wurden.
Im Rahmen von Referaten und Arbeitsgruppen erhielten die Teilnehmer der Tagung interessante Einblicke in die Umsetzung der Palliativkultur in verschiedenen Pflegeeinrichtungen Luxemburgs. Vorgestellt wurden unter anderem Indikatoren zur Messung der Umsetzung wesentlicher Aspekte der institutionellen Palliativkultur sowie der sogenannte Palliativstern, ein Instrument zur raschen Auto-Evaluation anhand der vorgenannten Kriterien. Aus den Diskussionsrunden schälten sich verschiedene Schwerpunkte zur Verbesserung der bestehenden Palliativkultur heraus: Die Entwicklung der Angehörigenarbeit im Allgemeinen, das Einführen von ethischen Fallbesprechungen auf den Abteilungen unter Mithilfe von ausgebildeten Moderatoren, das Umsetzen von bestehenden Richtlinien zur Palliativpflege, der Ausbau des Ehrenamtes, der Umgang mit Spiritualität. Als besonders wichtig wurde die Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit der externen Ärzte mit der Pflege genannt.

Frau Dr. Murielle Weydert vom Familienministerium fasste in ihrem Schlusswort die Entwicklung von Palliative Care in den letzten 25 Jahren in luxemburger Pflegeeinrichtungen zusammen und stellte fest, dass sich vieles in der Palliativpflege zum Positiven verändert hat, aber auch noch Wichtiges für die Zukunft zu tun bleibt.

(1) Müller, Dirk; Zippel, Christian (2009): Palliative Geriatrie. Ein junges Aufgabenfeld. In: Soziale Arbeit für alt. Ein Handbuch für die berufliche Praxis. Frankfurt am Main: Mabuse, 266 – 273.
(2) www.palliative-geriatrie.de
(3) Marina Kojer (Hrsg.): Alt, Krank und verwirrt, Lambertus
Marina Kojer, Martina Schmidl: Demenz und Palliative Geriatrie in der Praxis, Springer

Link zum Artikel des Familienministeriums :