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Trauer bei Kindern und jugendlichen


Der Verlust einer engen Bezugsperson während der Kindheit bedeutet für das trauernde Kind ein einschneidendes Erlebnis, welches seine weitere Entwicklung beeinflussen wird. Die Vorstellungen vom Tod sind je nach Alter unterschiedlich. Sie wirken auf das Erleben und Verhalten des Kindes. Es braucht Unterstützung, um mit der Trauer umzugehen. Kinder sind abhängig von erwachsenen Bezugspersonen und benötigen Halt und Bindung. Auch Eltern und Angehörige brauchen manchmal Informationen und Beratung, weil kindliche Trauer anders als die von Erwachsenen verläuft.

Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen an den Kannerservice von Omega 90:


Darf ich mit meinem Kind über Tod und Erkrankung sprechen?
Kinder ab 3-4 Jahren interessieren sich bereits für den Tod. Sie gehen meist unbefangen mit diesem Thema um, wenn das Umfeld dies zulässt.

Wenn eine nahe stehende Person erkrankt oder verstorben ist, spürt das Kind das meistens. Es ist sinnvoll mit dem Kind darüber zu reden und es miteinzubeziehen. Dabei sollte man seine Fragen offen und ehrlich mit einfachen Worten beantworten. Es ist wichtig, nur auf die Fragen einzugehen, die das Kind stellt. Dabei sollte man berücksichtigen, dass das Kind alles wörtlich nimmt: z. B.: „ Heute Nacht ist Oma von uns gegangen.“ Kinder können daraufhin Ängste entwickeln, dass auch eine andere Bezugsperson „weggehen“ könnte. Manche fragen, wann die Person wieder kommt. Eine sorgsame Wortwahl ist also wichtig.
Soll mein Kind mit zur Beerdigung gehen oder überfordere ich es damit ?
Ein wichtiges Abschiedsritual bei einem Sterbefall ist das Begräbnis. An den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen hilft, den Tod besser zu begreifen, das Leben des Verstorbenen zu würdigen und Trost durch die Anwesenheit von Familie und Freunden zu erfahren.

Kinder sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie am Begräbnis teilnehmen möchten. Wenn sie dies wollen, vorbereitet und informiert sind, können sie an der Beerdigung teilnehmen. Man sollte sie zu nichts zwingen. Eine Begleitperson ist von Vorteil. Die Kinder sollten die Erlaubnis haben, das Begräbnis auch früher verlassen zu dürfen.

Kinder können auch in die Planung des Begräbnisses und der Feierlichkeiten eingebunden werden (Kleider, Blumen, Texte und Musik auswählen, ein Bild für den Verstorbenen malen,…).
Darf mein Kind sich vom Verstorbenen verabschieden ?
Falls das Kind den Verstorbenen noch mal sehen und sich von ihm verabschieden möchte, sollte man dies zulassen. Wichtig ist, dass das Kind gut vorbereitet ist. D.h.: dass es vorher informiert ist, aber auch Erklärungen zum Ablauf und zum Aussehen des Verstorbenen erhält. Das Kind sollte dabei von jemandem begleitet werden.

Sich vom Verstorbenen zu verabschieden kann das Begreifen des Todes und den Trauerprozess begünstigen.
Wann ist psychologische Beratung bei trauernden Kindern sinnvoll ?
Kinder reagieren ganz unterschiedlich auf den Tod einer Bezugsperson. Einige ziehen sich zurück, vermeiden jeden Kontakt mit dem Thema, andere lachen vermehrt, weitere reagieren aggressiv oder ängstlich, wiederum andere reden ständig über den Verstorbenen, viele spielen das Erlebte nach, andere benehmen sich wie immer,... Ihr Trauerverhalten ist ganz individuell.

In vielen Fällen verhalten Kinder sich nach einem Todesfall während einer bestimmten Zeit anders als gewohnt. Meist verschwinden diese Verhaltensauffälligkeiten wieder nach einer Weile. Viele Kinder und Jugendliche brauchen dafür keine professionelle Begleitung.

Wenn diese neuen, manchmal als problematisch erlebten Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum anhalten oder sich mit der Zeit verschlimmern, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auf folgende Verhaltensweisen sollte man achten, wenn sie langfristig bestehen bleiben:

• Wenn das Kind überhaupt nicht über den Tod oder den Verstorbenen spricht,
• Wenn aggressives Verhalten gegenüber Menschen oder Dingen auftritt oder das Kind sich selbst verletzt,
• Wenn übertriebene Ängstlichkeit/Panik bestehen bleibt,
• Wenn anhaltende körperliche Beschwerden (z.B. Kopf- oder Magenschmerzen, Muskel- , Bauch- oder Gelenkschmerzen…) ohne körperliche Ursachen auftreten,
• Wenn das Kind Schuldgefühle äußert,
• Wenn sich das Kind über einen langen Zeitraum zurückzieht: (z.B.: keinen Kontakt mit Gleichaltrigen, keine Teilnahme an Aktivitäten,…),
• Wenn es anhaltende Konzentrationsstörungen aufzeigt, (nachlassende Schulleistung )
• Wenn das Kind immer wieder schreckliche Bilder oder Gedanken überwältigen,
• Wenn es langfristige Entwicklungsrückschritte macht (z.B. einnässen, Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen, Alpträume, …).

Dies können Hinweise für Schwierigkeiten bei der Trauerverarbeitung sein.
Trauern Kinder anders als Erwachsene ?
Kinder leben ihre Trauer anders aus als Erwachsene. Sie trauern auf ihre eigene Art und Weise und zeigen diese oftmals über den Körper.

Die meisten Erwachsenen haben gelernt, ohne ständige Anwesenheit einer Bezugsperson zu leben. Kinder haben diese Erfahrung noch nicht gemacht. Sie sind noch von ihren Bindungspartnern ( Eltern/ Familienangehörigen / Erzieher…) abhängig.

Erwachsene werden meist rascher und detaillierter über einen Todesfall informiert. Hier ist das Kind hinsichtlich der Informationsweitergabe von der Entscheidung seines Umfeldes abhängig.

Kinder haben weniger Wissen in Bezug auf Tod und Trauer und benötigen Erklärungen.

Kinder leben mehr in der Gegenwart als Erwachsene und sind schneller ablenkbar.

Kinder haben eine eingeschränkte Fähigkeit, emotionale Schmerzen auszuhalten und tun sich schwer, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Sie bevorzugen oft andere Verarbeitungswege als Erwachsene (spielen, malen,… anstatt reden!).
Wie verläuft bei Jugendlichen der Trauerprozess ?
Das Thema Tod stößt in dieser Entwicklungsphase auf besonderes Interesse, genau wie das Thema des Suizides.

Aufgrund der körperlichen Veränderungen (Wachstum, hormonelle Umstellung) sind die Gefühle stark schwankend und man beobachtet bei Jugendlichen häufig Rückzugstendenzen. Sie versuchen häufig ihre Probleme selbst zu lösen.

Im Allgemeinen reden männliche Jugendliche weniger über Emotionales als weibliche Jugendliche.

Es gilt, auf die gleichen Verhaltensweisen bei Jugendlichen zu achten, wie vorher bei Kindern aufgelistet! Dabei sollten Sie auf Länge und Intensität der Symptome achten.

Jugendlichen versuchen sich manchmal selbst zu helfen, durch vermehrten Konsum von Alkohol, PC, TV oder anderen Suchtmitteln.Vielen fällt es schwer, den Tod anzuerkennen und ihn zu akzeptieren. Es muss eine neue Identität nach dem Verlust gefunden werden in einer Entwicklungsphase, in der die Jugendlichen versuchen ihren eigenen Charakter zu finden. Das kann zu Problemen führen. Wenn die Jugendlichen im „Nichtstun“ oder „nur abhängen und grübeln“ stecken bleiben, brauchen sie manchmal Unterstützung, um neue Perspektiven und eigene Motivation zu entwickeln.

Oft reagieren Jugendliche jedoch „allergisch“ auf Hilfe von Außen. Man sollte sie keinesfalls zu etwas zwingen, sondern ihnen Angebote machen und ihnen dabei Wahlmöglichkeiten lassen. Eltern können Vorschläge machen, z.B. „...Du kannst ja einmal hingehen und dann selbst entscheiden, ob du weitermachen möchtest.…“.

Viele Jugendliche finden Unterstützung bei Gleichaltrigen, Freunden, der Clique. Wenn jedoch große Trauer mit belastenden, bildhaften Erinnerungen und extrem starken Gefühlen (sogenannte “ flash backs“ u.o.“ Intrusionen“) auftaucht, dann ist professionelle Unterstützung sinnvoll.
Was brauchen trauernde Kinder/Jugendliche ?
Trauernde Kinder und Jugendliche brauchen:

• Orientierung und Vorbilder
• Stabilität, Halt, Zuverlässigkeit, Sicherheit, Dinge, die immer weitergehen, Alltag
• zuverlässige Bezugspersonen im Leben:
aufmerksame, mitfühlende Begleiter, die offene Bereitschaft signalisieren: Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, ohne sich aufzudrängen oder aufzuzwingen.
• Möglichkeiten, ihre Gedanken und Gefühle auf unterschiedlichste Weise auszudrücken.
• ehrliche Informationen über die Todesursache und Erklärungen zum Tod. Diese sollten in einer altersgerechten Sprache, in einfachen Worten, vermittelt werden.
• den Zusammenhalt der Gemeinschaft, sowohl der Familie als auch von Kollegen, Freunden und Gleichaltrigen.
• Individuelle Rituale
• Trost: Erwachsene sollten sich selbst und ihren Kindern/ Jugendlichen die Erlaubnis geben zu trauern und sie dabei trösten.
Es ist sinnvoll, dass Eltern selbst ihre Trauer verarbeiten und falls notwendig dabei Unterstützung in Anspruch nehmen. Das kann den trauernden Kindern und Jugendlichen sehr helfen.
Wie geht man in der Schule mit Trauer um ?
Im Allgemeinen hängt der Umgang mit der Trauer von den individuellen Gegebenheiten ab. Wer ist verstorben (Schüler, Lehrer, Familienangehöriger,…) , wie (plötzlich oder erwartet,…), wo (innerhalb außerhalb der Schule,… ), …?

Generell ist es wichtig, das Thema nicht zu tabuisieren und den Schülern Geprächsmöglichkeiten anzubieten.