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Projekt Palliative Geriatrie



Im Dezember 2018 ist die zweite Projektwerkstatt Palliative Geriatrie mit acht Institutionen gestartet. Fünf Institutionen stammen aus dem Bereich der Altenpflege, drei Institutionen betreuen Menschen mit Beeinträchtigungen. Hier können Sie den Zwischenbericht von August 2019 lesen:
pdfPPG II Zwischenbericht August

FGPG Grundsatzpapier Palliative Geriatrie. 2018

Die Menschen leben länger, werden immer älter und erkranken immer häufiger an Demenz. Die Folgen davon spüren nicht nur die Betroffenen selbst, die hochbetagten Menschen und ihre Angehörigen, sondern auch die Institutionen. Pflegeeinrichtungen stellen immer häufiger das letzte Zuhause für ihre Bewohner dar, sie entwickeln sich zu gesellschaftlichen Orten des Sterbens. Daher sollten Pflegeheime sich in ihrer Qualität an der Frage messen lassen: Ist dies ein Ort, wo hochbetagte Menschen gut bis zuletzt leben und in Würde sterben können.

Im Projekt Palliative Geriatrie werden die teilnehmenden Institutionen dabei begleitet, die Palliativkultur in ihrer Einrichtungen zu fördern. Sämtliche Mitarbeiter sollen über den Weg eines hausinternen Projekts überlegen und erfahren, wie Palliative Kultur in der jeweiligen Struktur entwickelt und gelebt werden kann. Alle  Berufsbereiche sind beteiligt und ermöglichen den Bewohnern, ihre letzte Lebensphase - bis zur Sterbebegleitung und dem Tod - in bestmöglicher Lebensqualität zu leben. Darüber hinaus sollen  die  Angehörigen von Anfang an bewusst in den Alltag sowie in sämtliche Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden, sofern der Bewohner das wünscht. Dies beinhaltet auch das Angebot, die Angehörigen über den Tod des Bewohners hinaus zu begleiten.

Die Mitarbeiter erleben, dass es wertvoll ist, sich auf die Bedürfnisse der hochbetagten, schwerstkranken und zum Teil dementen Bewohner einzulassen, ihre verbal und non-verbal geäußerte Selbstbestimmung zu respektieren, und die Angehörigen in schwierige Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen. Der „alte“ Mensch hat, mit all seinen Gebrechen und seiner Wesensart, das Recht, seine letzte Lebensphase zu genießen und voll und ganz auszuschöpfen. Dies kann nur geschehen, wenn die Mitarbeiter die Ressourcen des Bewohners kennen und ihn entsprechend begleiten. Dafür muss ausreichend professionelle Kompetenz entwickelt und gefördert werden, und das Bewusstsein bestehen, dass dem Bewohner nur im berufsübergreifenden Team Genüge getan werden kann. So ist kompetente und menschliche Altenpflege möglich.

Dieses Umdenken muss von der Direktion angestrebt, unterstützt und gefördert werden. Deshalb nimmt  ein Vertreter der Direktion am Pilotprojekt teil, begünstigt die hausinterne Projektgruppe und gesteht ihr Raum und Zeit zu, um diesen Weg in einem „hierarchiefreien“ Miteinander zu finden und zu gehen.

Grundstein des Projektes Palliative Geriatrie

Im Mai 2015 organisierte das Familienministerium in Zusammenarbeit mit Omega 90 eine Tagung zum Thema „Rolle und Verantwortung der Direktion und der Führungskräfte bei der Umsetzung, Entwicklung und dem Erhalt der Qualität bei der Betreuung sterbender Menschen“. Der Referent dieser Tagung war Dirk Müller, Projektleiter Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie Berlin.

Durch unsere intensive Zusammenarbeit mit Alters- und Pflegeheimen ist es uns seit vielen Jahren ein Anliegen, die palliative Kultur in diesen Institutionen zu fördern und langfristig zu sichern. Im Projekt des Kompetenzzentrums Palliative Geriatrie Berlin erkannten wir die Gelegenheit, den Pflegeeinrichtungen einen neuen Anreiz zu bieten, um diesen Weg gemeinsam zu beschreiten.

Palliative Geriatrie bedeutet für uns in guter Lebensqualität bis zum Tod leben zu können, unter Beachtung der Anliegen des Bewohners, seines Rhythmus und der Zusammenarbeit mit den Angehörigen. In diesem Sinne ist es ein stetes Miteinander von kurativen und palliativen Haltungen und Handlungen. Dies ist nur möglich, wenn sämtliche Mitarbeiter - Pflege und Ärzte, Angehörige und ehrenamtliche Mitarbeiter - von der Direktion der Einrichtung nach dem „top down“ Prinzip miteinbezogen werden. Dies geschieht im Miteinander und nicht im Gegeneinander, mit einer gesunden Mischung aus Behutsamkeit, Fachwissen, Menschlichkeit, Verständnis und Vertrauen.

Da Pflegeeinrichtungen häufig das letzte Zuhause für ihre Bewohner darstellen, entwickeln sie sich zu gesellschaftlichen Orten des Sterbens. Daher sollten Pflegeheime sich in ihrer Qualität auch an der Frage messen lassen: "Ist dies ein Ort, wo hochbetagte Menschen gut bis zuletzt leben und in Würde sterben können?"

Da wir hierzu unseren Beitrag leisten wollen, wurde durch die Tagung und die darauffolgenden Gespräche mit Dirk Müller und dem Familienministerium der Grundstein für das Pilotprojekt Palliative Geriatrie in Alters- und Pflegeheimen gelegt.

Wegbeschreitung 

Alle an der Tagung anwesenden Institutionen wurden schriftlich über das Pilotprojekt informiert. Anhand folgender Informationen konnten sich interessierte Institutionen zum Pilotprojekt Palliative Geriatrie anmelden.

Anliegen und Zielsetzungen des Pilotprojektes:
  1. Die Palliativkultur in der Einrichtung nachhaltig ausbauen und sichern
  2. Die Palliative Care-Kompetenzen der Mitarbeiter fördern und ausbauen
  3. Den interinstitutionellen Austausch anregen und entfalten
  4. Ein aussagekräftiges Palliativkonzept entwickeln
  5. Die Lebensqualität bis zuletzt für die Bewohner gewährleisten
  6. Einen Raum für die Einbeziehung von ehrenamtlichen Mitarbeitern schaffen
  7. Die Sicherheit, das Vertrauen und die Akzeptanz für die Angehörigen fördern
  8. Die Unterstützung und Sicherheit der Mitarbeiter, auch in schwierigen Situationen, sicherstellen
Voraussetzungen: 
  • Die Bereitschaft der Institution, die Palliativkultur nachhaltig entwickeln zu wollen
  • Die Präsenz eines Direktionsmitglieds und eines Mitarbeiters mit zertifiziertem Vertiefungslehrgang in Palliative Care – 160 Stunden – in allen Projektschulungen und den interinstitutionellen Austauschtreffen
  • Die kollegiale Beratung: Offenheit, um Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen und Probleme zu besprechen
  • Einen abgeschlossenen Palliative Care Sensibilisierungskurs von mindestens 40% des Pflege- und Betreuungspersonals in einer vom Familienministerium anerkannten Institution
  • Die Beschäftigung von mindestens zwei Pflegern mit zertifiziertem Vertiefungslehrgang in Palliative Care
  • Die Bereitschaft, eine Palliativgruppe ins Leben rufen zu wollen
Die verschiedenen Schritte des Projekts:
  • Das Unterzeichnen einer Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Pilotprojekt Palliative Geriatrie in Alters- und Pflegeheimen
  • Eine Bestandsaufnahme der Direktion der Institution in Zusammenarbeit mit der Weiterbildungsabteilung Omega 90:
    • Was wurde umgesetzt, was funktioniert gut, was könnte verbessert werden, was konnte nicht umgesetzt werden?
    • Welche Bedürfnisse /oder Wünsche hat die Institution?
    • Was möchte die Institution bis wann erreichen?
    • Welchen Mehrwert erwartet sich die Institution?
  • Interventionen und Begleitung von Dirk Müller und der Weiterbildungsabteilung von Omega 90 über einen Zeitraum von 18 – 24 Monaten mit:
    • Projektschulungen
    • institutionellen Projektgruppen
    • interinstitutionellem Austausch
    • Zwischenevaluationen
    • Abschlussevaluation
Sieben Institutionen verschiedener Träger waren zwischen März 2016 und Oktober 2017 mit Dirk Müller und den Koordinatorinnen von Omega 90 auf dem Weg der Umsetzung des Projektes.

Die Basis der Zusammenarbeit im Projekt Palliative Geriatrie bildete das gegenseitige Zu- und Vertrauen der Teilnehmer und der wechselseitige Austausch ihres Wissens und ihrer Erfahrungen. Unterschiedliche Berufe und Institutionen arbeiteten trägerübergreifend, wertschätzend, voneinan­der wissend und „Hand in Hand“ zusammen.

Teilnehmende Institutionen:
  • Maison de Soins „Beim Goldknapp“, Erpeldange – Association Luxembourg Alzheimer 
  • CIPA Grande-Duchesse Josephine Charlotte,
  • Junglinster – Croix Rouge Luxembourgeoise
  • Ste Elisabeth am Park, Luxembourg – Elisabeth / Claire asbl
  • Haaptmansschlass; Berbourg – Elisabeth / Claire asbl
  • Home pour Personnes Agées, Rédange – Congrégation des Franciscaines de la Miséricorde
  • Hôpital Intercommunal, Steinfort – Syndicat Intercommunal
  • Hospices Civils Hamm et Pfaffenthal, Luxembourg – Hospices Civils de la Ville de Luxembourg
  • Omega 90 asbl und das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie Berlin



Im Laufe der ersten Monate des Projekts wurde deutlich, dass jede Institution ihren eigenen Rhythmus hat und sich anders entwickelt. Dies war sehr spannend und hilfreich für die anderen Beteiligten, da die Werkstatt so zum Erfahrungs- und Lernort für jeden wurde.

Für die Institutionen war es neu, zulassen zu können, dass JEDER im Alten- und Pflegeheim etwas mit dem Wohlbefinden der Bewohner und Angehörigen zu tun hat. Einige Institutionen gründeten am Anfang des Projektes gleich eine berufsübergreifende Projektgruppe – Direktion, Pflege, andere Gesundheitsberufler, Hilfsberufe, Erzieher, Küche, Restaurant- und Haushaltspersonal, Rezeption, Techniker, Ehrenamtliche –, andere haben sich am Anfang auf die Pflege beschränkt. Letzteren wurde schnell bewusst, dass sie ihre Gruppe öffnen mussten, da jeder Berufszweig etwas zur gelebten Palliativkultur beitragen kann. Jede Berufsgruppe weiß um den Zustand des Bewohners und kennt seine Ängste, Sorgen, Wünsche, Nöte und Freuden. Die Lebensqualität des Bewohners liegt somit in der Obhut aller.

Für die leitenden Verantwortlichen bedeutet das, dass sie Sorge tragen müssen für die Mitarbeiter: ihre Wünsche, Nöte, Anliegen, Ängste und ihre Überforderung haben ihren Platz. Die Mitarbeiter müssen darauf vertrauen können, dass sie ernst genommen und unterstützt werden. Zudem bedeutet dieser Weg, dass Weiterbildungen gefördert werden.

Die Projektwerkstatt arbeitete seit ihrem Beginn mit Erfolg am Vertrauensverhältnis in der Gruppe. Jeder Teilnehmer konnte frei und offen über den Werdegang seines Projektes, über Erfolge, Rückschläge und Aha-Erlebnisse sprechen. Die Rückmeldungen der andern Teilnehmer waren respektvoll, wohlwollend und anregend.  Die Gruppe zeichnete sich durch Offenheit und Transparenz aus, bot Unterstützung und half bei der Lösungsfindung.

Alle Beteiligten änderten ihren Blickwinkel auf den zu pflegenden alten Menschen und die anderen Mitarbeiter. Sie wissen, dass die Lebensqualität des Bewohners ab Einzug ins Heim von zentraler Wichtigkeit ist, und dass der Lebensweg des Menschen und seiner Angehörigen nach seinen Wünschen begleitet und gestaltet werden soll, und dies bis zu seinem Tod.

pdfAbschlussbericht des Pilotprojekts 2016-2017

Das Projekt stand unter der Schirmherrschaft des Familienministeriums. Finanziell wurde das Pilotprojekt unterstützt von: