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Die Trauer


Trauer ist die ganz normale und gesunde Reaktion eines Menschen auf einen Verlust und wird von allen auf ganz unterschiedliche Art und Weise er- und gelebt. Wir alle haben im Laufe unseres Lebens Verluste, die bei uns Schmerz, starke Traurigkeit, Verwirrung, Angst, Schuldgefühle, Desorientierung, Sehnsucht oder andere starke Gefühle auslösen können.

Darin scheinen sich alle Menschen auf der Welt ähnlich zu sein, egal welcher Nation oder Kultur sie angehören: wir trauern, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren. Je verbundener wir mit einem Menschen waren, umso schmerzlicher ist der Verlust.

Nur durch die Trauer gelingt es uns, einen Verlust zu bewältigen. Trauer ist also Heilung! Sie drückt sich auf verschieden Ebenen aus.

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FAQ - häufig gestellte Fragen


Wozu dient eine Trauerbegleitung ?
Die Ursachen, warum ein Mensch eine Trauerbegleitung in Anspruch nimmt, sind unterschiedlich. Ihre einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie einen Verlust oder einen drohenden Verlust zu bewältigen haben. Oft wurde von Freunden oder Bekannten geraten, eine Beratung oder Begleitung bei Omega 90 in Anspruch zu nehmen. Sie sind vielleicht verunsichert, weil sie ihre Gefühle als überwältigend und irgendwie außer Kontrolle sehen. Oder weil Ihre Trauer und die Verarbeitung erst sehr spät, manchmal Jahre nach einem Verlust beginnt. Manchmal genügen ein oder zwei Gespräche, um wieder gut orientiert zu sein und sich „besser“ und sicherer zu fühlen. In anderen Fällen haben die erlebten Verluste einen tiefen Schnitt in der persönlichen Entwicklung hinterlassen. Sie entscheiden sich dann vielleicht für eine psychotherapeutische Unterstützung. Aber das entscheidet jede/r selbst! Ziel jeder Trauerbegleitung ist, dass der Schmerz nachlassen darf und das respektvolle Andenken an den Verstorbenen gewahrt bleiben kann.
Welche Gefühle begleiten die Trauer ?
Intensive, oft widersprüchliche und chaotische Gefühle können immer wieder wellenartig auftreten, die dann später wieder abflauen. Diese Gefühle sind oft geprägt durch Kummer, Einsamkeit, Sehnsucht nach dem Verstorbenen und manchmal auch von Wut oder Schuld. Auch das Gegenteil von überflutenden Gefühlen kann erlebt werden: Seelentaubheit, innere Leere, Benommenheit, Interesselosigkeit oder Erstarrung.
Welche Gedanken können die Trauer begleiten ?
Kurz nach einem Verlust stehen Trauernde oft unter Schock. Sie verspüren Fassungslosigkeit und Gefühle der Unwirklichkeit, aber auch Verwirrung, Zerstreutheit, Entscheidungsschwierigkeiten oder intensive Gedanken um den Verstorbenen und seinen Tod, sowie ständiges Grübeln.
Wie drückt sich Trauer körperlich aus ?
Der Körper verarbeitet die Trauer oft sehr ähnlich wie Stress. Der Körper reagiert dann mit Müdigkeit, Schwäche und Verlangsamung (Untererregung) oder Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Herzrasen, Schwitzen, Kurzatmigkeit, Muskelverspannung und verschiedene Arten von Schmerzen (Übererregung).
Wie kann sich Trauer auf unser Tun (Handeln und Verhalten) auswirken ?
So unterschiedlich wie die emotionalen, gedanklichen und körperlichen Reaktionen auf die Trauer sind, so unterschiedlich sind auch die Auswirkungen auf unser Tun. Manche zeigen ihre Gefühle offen, weinen und beklagen sich. Andere versuchen eher, ihre Gefühle zu unterdrücken. Manche suchen jede Möglichkeit, dem Verstorbenen nahe zu sein, gehen z.B. auf den Friedhof, sprechen mit seinem Foto und suchen gemeinsame Orte auf. Andere vermeiden eher alles, was sie an den Verstorbenen erinnern könnte. Viele Trauernde berichten, dass sie sich von anderen zurückziehen, nicht alleine schlafen können, gereizt oder apathisch sind, impulsiver sind (und sich dann durch riskantes Verhalten selbst gefährden wie z.B. Alkohol und Autofahren) oder auch mehr Medikamente und Alkohol zu sich nehmen.

Dies alles sind alles Reaktionen auf einen schlimmen Verlust. Sollten Sie das Gefühl haben, diese Auswirkungen nicht mehr in den Griff zu bekommen, dann kann eine professionelle Beratung sinnvoll sein.
Wie viel Trauer ist normal ?
Trauer und ihr Verlauf sind höchst individuell und wird von allen Menschen anders erlebt. Selbst großer Schmerz und Trauer wird von den meisten mit Hilfe der eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen oder von Angehörigen und Freunden gut überwunden. Doch die Wege dahin sind unterschiedlich: Wie geht der Trauernde mit seinen Gefühlen um? Wie äußert er sie? Was tröstet ihn? Und was belastet ihn? Wie viel Zeit benötigt er?
Dennoch: wir leben in einer Zeit, in der das Funktionieren-Können einen großen Stellenwert hat. So wird mancher Betroffene oftmals Druck spüren, dass er schnell wieder zum normalen Arbeitsalltag übergehen sollte, obwohl er sich noch gar nicht bereit fühlt. Starke Gefühlsausbrüche oder die Fassung zu verlieren sind für viele irritierend oder gar beschämend. Auch wenn dies in Zeiten starker Trauer ganz normal ist! Ist die Befürchtung groß, das Leben nicht mehr in den Griff zu bekommen, kann eine professionelle Trauerbegleitung hilfreich sein. Es geht dann darum einen Platz zu haben, wo die Trauer in all ihren Ausdrucksformen „sein“ darf und sich der Betroffenen neu orientieren kann.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Verstorbene noch anwesend ist. Ist das normal ?
In unserer Arbeit begegnen uns immer wieder Menschen, die uns berichten, dass sie das starke Gefühl haben, dass die nahestehende Person nicht weg ist, sondern auf irgendeine Art noch anwesend. Diese Erfahrungen scheinen Ausdruck einer tiefen Verbundenheit mit dem/der Verstorbenen zu sein und wir gehen davon aus, dass dies ein ganz normales Phänomen ist, das viele Trauernde betrifft. Viele trauen sich nicht darüber zu sprechen. Sie fürchten, dass an ihrer „Normalität“ gezweifelt werden könnte.
Was ist vorweggelebte Trauer ?
Oft berichten Menschen, dass ihre Trauer seit dem Tod ihres Angehörigen gar nicht mehr so groß ist. Sie wissen, dass sie dem Verstorbenen während seiner Krankheit und Sterben viel geben konnten. Sie berichten, dass sie sich schon während dieser Zeit verabschieden und trauern konnten. Dieses vorweggenommene Trauern wird auch antizipierte Trauer genannt.
Ich habe ständig Angst, die Fassung zu verlieren !
Viele Trauernde berichten, dass sie sich sozial immer mehr zurückziehen. Dass sie es z.B. vermeiden, in den Supermarkt zu gehen, weil Sie fürchten, Bekannten oder Nachbarn zu begegnen, die sich nach ihrem Wohlergehen erkundigen. „Ich habe große Angst, dass ich dann die Fassung verlieren und in Tränen ausbrechen könnte!“ In der Trauerbegleitung ist es möglich, Trauernde gezielt auf solche Situationen vorzubereiten, so dass sie mehr Steuerung über ihre Gefühle haben und sich ihnen nicht mehr so ausgesetzt fühlen.
Ich falle immer wieder in dieses tiefe Loch !
Gerade der Verlust eines nahen Menschen mit dem man sich eng verbunden gefühlt hat, hinterlässt eine große Lücke. Einige berichten, dass sie immer wieder in ein großes Loch fallen und fürchten, nicht mehr alleine heraus zu kommen. Sie haben auch den Eindruck, dass es zwischenzeitlich besser geht und sie besser mit dem Verlust zurechtkommen. Dennoch fallen sie noch hin und wieder in dieses „tiefe Loch“ und erleben dies dann als einen Rückfall. Unsere Erfahrung in der Trauerbegleitung und –therapie zeigt, dass dies fast alle betrifft, die einen schlimmen Verlust erlebt haben. Häufig gibt es konkrete Anlässe dafür (Jahres-, Feier- oder Geburtstage) und manchmal taucht es quasi aus dem Nichts auf und man fühlt sich davon völlig „überrumpelt“. Mit einem professionellen Begleiter besteht die Möglichkeit, sich diese „Löcher“ genauer anzuschauen, herauszufinden, was am besten hilft. Wie kann ich beispielsweise den Todestag begehen, so dass er nicht nur dem Andenken des Toten gerecht wird, sondern auch mir und unserer Beziehung? Mit ganz speziellen Verfahren aus der Psychotherapie gibt es auch die Möglichkeit, diesen Zustand (in ein „Loch“ zu fallen) so zu verändern, dass es sich nicht mehr so belastend anfühlt.
Ich bekomme immer wieder gesagt, dass ich loslassen muss !
Die Meinung, dass Trauern „loslassen“ bedeutet, hält sich hartnäckig. Tatsächlich ist es für einige Menschen so, dass loslassen ein Teil ihrer Trauerbewältigung ist. Aber ganz viele Menschen erachten es als wichtig, weiterhin im Kontakt mit dem Verstorbenen zu bleiben, mit ihm zu sprechen, täglich auf den Friedhof zu gehen, sein Foto ans Bett zu stellen, Gedenkrituale für ihn zu gestalten oder Orte aufzusuchen, die man gemeinsam besucht hat. In der neueren Psychologie der Trauer spricht man dabei von einer „fortgesetzten Bindung“. Sie ist für die Bewältigung eines Verlustes genau so wichtig wie das Loslassen. Diese Entscheidung trifft jeder Trauernde selbst. Sie kann nicht von anderen vorgegeben werden. Eine Trauerberatung unterstützt dabei, den eigenen, richtigen Weg zu finden und den Schmerz zu bewältigen, der zu der eigenen Person und zu der Beziehung zum Verstorbenen passt. Und sie gibt nicht vor zu wissen, welches der richtige Weg des Trauerns ist.
Und wenn es nicht „besser“ wird?
Es gibt Umstände, die unsere Fähigkeiten, mit unserer Trauer umzugehen, bei weitem überschreiten. Dies hängt sehr stark mit den Todesumständen (z.B. plötzlicher Tod durch Unfall, Gewalt, Suizid, vermeidbarer Tod durch menschliches Versagen usw.), der Beziehung zu dem Verstorbenen (z.B. starke Anhängigkeit, ungeklärte Konflikte und zwiespältige Gefühle gegenüber dem Verstorbenen, der Tod eines Kindes usw.), mangelnde Erfahrung und Kompetenzen im Umgang mit Krisen, multiple, bislang noch unbewältigte Verlusterlebnisse aus der Vorzeit, sowie sozial aberkannte Trauer (bei einer Abtreibung, heimlichen Liebesbeziehung usw.). Die Trauerbegleitung und -therapie hilft, angemessene und geeignete Möglichkeiten zu finden, die die Trauer mit ihren ganzen Begleitgefühlen wie Angst, Panik, Wut und Schuld ertragbar und fassbar macht.
Was ist komplizierte Trauer ?
Dieser Begriff umschreibt ein Phänomen, das tatsächlich viele Ratsuchende kennen. Der intensive Trauer- und Trennungsschmerz läßt auch nach vielen Monaten nicht nach und zeigt sich auch nach dem ersten Trauerjahr noch unverändert. Der Alltag wird durch die erlebte Trauer stark beeinträchtigt und die Lebensgestaltung erfolgt sehr eingeschränkt (sozialer Rückzug, Unlust, anhaltende Verzweiflung und unstillbares „Verlangen“). Der Trauerprozess verläuft dadurch sehr verlangsamt. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff verlängerte (prolongierte) Trauer benutzt. Oft stehen innere Konflikte und ungelöste, destruktive Muster einer Bewältigung im Wege, die in einer Trauertherapie erkannt und aufgelöst werden können.
Was ist traumatische Trauer ?
Ein Trauma ist ein zutiefst erschütterndes Ereignis, das die üblichen Bewältigungsstrategien eines Menschen überschreitet. Sie verursachen immer wieder überschwemmende (intrusive) und nicht-kontrollierbare Gedanken, Bilder, Gefühle und Körpergefühle, die mit dem traumatischen Ereignis in Verbindung stehen. Wichtig: das sind ganz normale Folgen eines nicht-normalen, unerwarteten Ereignisses.

In der Regel benötigt der Mensch einige Wochen nach Ende des traumatischen Ereignisses, die Folgen davon zu verarbeiten. Viele Trauernde kennen diese wiederkehrenden Gefühle und Bilder, die aus der Zeit der Erkrankung und des Sterbens stammen. Andere haben wiederkehrende Vorstellungsbilder, wie sich ein Suizid, eine Gewalttat oder ein Unfall ereignet haben könnte, die sie von selbst nicht verarbeiten und die sie in hohem Maße belasten. Sie verhindern das eigentliche Trauern um den Verlust und somit das Zurückfinden in den Lebensalltag. Die Bearbeitung dieser Folgen von traumatischen Erlebnissen kann mit speziellen Methoden aus der modernen Traumatherapie erfolgen, damit die erlebte Belastung verringert oder gar ganz zurückgeht.
Gibt es pathologische Trauer ?
Der Begriff pathologische (krankhafte) Trauer stammt noch aus früheren Zeiten der Psychotherapie und wird nicht nur von Trauernden, sondern auch von der modernen Trauerforschung erheblich in Zweifel gestellt. Trauernde fühlen sich durch den Begriff zu recht entwertet und stigmatisiert. Die Begriffe (siehe) komplizierte oder verlängerte (prolongierte) Trauer sind besser geeignet, eine schwere Trauer zu beschreiben.
Können Psychopharmaka helfen ?
Starke Gefühle, Unruhe (Übererregung), aber auch „Seelentaubheit“ und Passivität (Untererregung) sind ganz normale Phänomene, die nach dem Tod eines nahestehenden Menschen auftreten können. Dennoch berichten viele Betroffene, dass sie gerade in der akuten Zeit starke Beruhigungs- und Schlafmedikamente eingenommen hätten, so dass sie aus dieser Zeit kaum noch Erinnerungen hätten.

Gerade aber in dieser Zeit können durch das wache Dabeisein und z.B. das aktive Planen der Trauerfeier sehr viele Maßnahmen getroffen werden, die für das spätere Verarbeiten des Verlustes hilfreich sind. Daher lehnen viele Trauerexperten die Einnahme von Medikamenten bis auf ganz akute Ausnahmen ab.